Kernkraftwerke: verkaufen ist feige!

Die Stadt Zürich will ihre Anteile an Kernenergieanlagen verkaufen. Dies ist jedoch feige und nützt der Umwelt nichts. 

Die Kernenergie steht in jüngster Zeit vor allem seit der Katastrophe in Fukushima im Gegenwind. Hinzu kommt, dass zurzeit Strom aus Kernkraftwerken auf dem europäischen Strommarkt mit der Konkurrenzfähigkeit kämpft – ähnlich wie unsere einheimische Wasserkraft. Der Grund dafür liegt vor allem an dem stark subventionierten Solarstrom und dem nicht unerheblich subventionierten Kohlestrom aus Deutschland. Der Solarstrom ist an Sonnentagen im Überfluss vorhanden. Da er bis heute nicht sinnvoll gespeichert werden kann, wird er ins europäische Verbundsnetz eingespeist und drückt so die Preise an der Strombörse in die Tiefe. Die sehr trägen Kohlekraftwerke produzieren dauernd und tragen an sonnigen Tagen somit noch mehr zum Preiszerfall bei. Rechnet man bei den Schweizer Kernkraftwerken die zu finanzierenden Stilllegungskosten hinzu, schätzungsweise 40 bis 50 Mia. Franken, verteuert sich der Strom aus Kernkraftwerken zusätzlich. Denn heute befinden sich in dem von den Kernkraftwerksbetreibern geäufneten Stilllegungsfonds nur rund sechs Mia. Franken. Aus diesen Gründen ist die Zukunft der Kernkraftwerke in der Schweiz mehr als ungewiss. Wie lange die Anlagen schliesslich laufen werden, entscheidet entweder der Bund oder das Volk – nächstes Jahr kommt die Atomausstiegsinitiative der Grünen zur Abstimmung.

Ausländischer Kohlestrom ist keine Alternative

Ich persönlich bin davon überzeugt, dass wir die Schweizer Energieversorgung auf erneuerbare Energien umstellen können. Aber weshalb sollten wir das tun? Die Antwort ist einfach: Der energetische Fussabdruck der Schweiz ist zurzeit etwas viermal zu gross. Würden alle mit der Energie so umgehen wie wir, müsste man die Energievorkommnisse der Erde vervierfachen, damit alle überleben könnten. Die grossen „Hebel“ beim Energieverbrauch in der Schweiz liegen bei den Gebäuden und beim Verkehr. Schaffen wir es mit Hausisolationen und Elektromotoren oder verbrauchsarmen Verbrennungsmotoren in diesen beiden Bereichen den Energieverbrauch massiv zu reduzieren, haben wir unsere Hausaufgaben gemacht. Der Strom macht rund einen Viertel unseres Energieverbrauchs aus. Davon produzieren wir heute Zweidrittel mit Wasserkraft. Es ist deshalb für unser Land zentral, dass dies auch in Zukunft so bleibt. Wir müssen mit aller Kraft verhindern, dass unsere Stromkonzerne unsere Wasserkraftwerke verscherbeln – politische Massnahmen müssen diese wieder konkurrenzfähig machen. Subventionen sind jedoch der falsche Weg. Anzustreben ist eine massiv Reduktion der Wasserzinse und allenfalls eine CO2-Abgabe auf importiertem, dreckigem Kohlestrom. Etwas mehr als ein Drittel des Schweizer Stroms wird heute in Kernkraftwerken produziert. Dieser kann mittelfristig mit neuen erneuerbaren Energien (Solar- und/oder Geoenergie) ersetzt werden.

Der falsche Zeitpunkt um zu verkaufen

Die Abstimmungsvorlage vom 5. Juni fordert, dass der Stadtrat die Zürcher Anteile an Kernenergieanlagen bis 2034 verkauft – koste, was es wolle! Der Markt ist heute so, dass Verkauf eigentlich das falsche Wort ist. Es ist davon auszugehen, dass die Stadt Zürich draufzahlen müsste, wollte sie ihre Anteile verkaufen. Geld, das aus Steuergeldern alimentiert werden müsste. Ein Verkauf macht alleine schon deshalb keinen Sinn. Er macht aber auch keinen Sinn, weil er nichts daran ändert, wie lange die Schweizer Kernkraftwerke noch laufen werden. Er ist aber feige, weil sich die Stadt Zürich damit aus der Verantwortung stehlen würde. Wer A sagt, muss auch B sagen! Dazu kommt, dass zurzeit die erforderlichen Anlagen an neuen erneuerbaren Energien und die dazugehörigen Managementsysteme noch nicht in genügend Mass vorhanden sind. Bis dies der Fall ist, macht es keinen Sinn, auf den Strom aus Kernenergieanlagen zu verzichten. Denn selbst wenn Zürich ohne Kernenergie auskommen könnte, der Schweiz würde nichts anderes übrig bleiben, als massive Stromsparmassnahmen zu verordnen oder Strom zu importieren – sauberen oder CO2 belasteten. Aus all diesen Gründen ist am 5. Juni ein Nein zum Verkauf der Anteile an Kernenergieanlagen die richtige Antwort!

2 Antworten zu „Kernkraftwerke: verkaufen ist feige!“

  1. Avatar von Malz
    Malz

    Der Atomstrom schützt unsere Atmosphäre vor CO2, Russ, NOx und anderen unerwünschten Stoffen die sich freisetzen bei der Verbrennung von fossilen Brennstoffen.
    Nichtsdestotrotz dürfen wir uns nicht davor verschliessen, dass der Betrieb einer Atomanlage höchst diffizil ist und die Entsorgung nur mit grossem Aufwand bewerkstelligt werden kann, eine umweltgerechte Lösung noch immer aussteht. Aus diesem Grunde dürfen niemals mehr Druckwasserreaktoren gebaut werden, überhaupt ist z.Zt. keine Nuklearenergieerzeugung welche sicherheitstechnischen Bestand hat in Sicht!
    Politiker müssen hier standfest bleiben und keine neuen Anlagen bewilligen! Wir haben in der Schweiz grosse Energieerzeugungsanlagen und mit dieser verfügbaren Energie müssen wir auskommen! Folglich ist der Industrie und den Verkehrsträgern ein Limit zu setzen und der effiziente Umgang mit Energie zu erzwingen. Das bedeutet ebenfalls, dass der Zugang und die Einbürgerung von neuen Mitbürgern aus dem Ausland zu verbieten ist, denn jeder zusätzliche Einwohner beansprucht Energie für ein angemessenes Leben und um sein Einkommen zu generieren.

  2. Avatar von admin
    admin

    Für mich ist klar: Mit der heutigen Technologien soll es keine neuen KKWs geben. Hingegen dürfen wir uns der Forschung nicht verschliessen und offen sein, für neue Lösungen. Ich befürworte eine nachhaltige Stromerzeugung bspw. aus Erdwärme. Sollte aber eines Tages die Kernfusion möglich sein, sollten wir auch diese Möglichkeit der Energieerzeugung einer genaueren Betrachtung unterziehen.
    Die heutige Energie reicht schon sehr weit. In dem Buch “Kraftwerk Schweiz” zeigt Prof. Gunzinger auf, wie wir mit dem heute vorhandenen Strom auskommen können – wenn wir ihn dann richtig managen.
    Limiten zur Energienutzung lehen ich klar ab. Genauso bin ich dagegen, dass wir die Einwanderung mit Kontingenten beschränken. Zusätzliche Menschen brauchen mehr Energie. Es ist Aufgabe der Politk, die richtigen Rahmenbedingungen zu setzten, damit Unternehmen mit innovativen Lösungen die Energiebedürfnisse der Zukunft befriedigen können.

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